Die 17 qkm große
und 276 m hohe, am südöstlichen Ende des Peloponnes gelegene
Insel Elafonisos wurde floristisch und vegetationskundlich untersucht.
Es wurde versucht, die Flora der Insel so vollständig wie möglich
zu erfassen. Die kommentierte Pflanzenliste führt neben Lebensformen
und Art der vorhandenen Belege auch die Gesamtverbreitung der Sippen
und deren Verbreitung auf Elafonisos auf. Einige bemerkenswerte Sippen
wurden mit Abbildungen oder Verbreitungskarten ergänzt.
Die Anzahl der bisher bekannten Sippen von Elafonisos konnte um 345
auf 629 erhöht werden, davon wurden 42 Sippen zu den Anthropophyten
gezählt. Als Gründe für die, verglichen mit ähnlich
großen und hohen Inseln der Ägäis ausgesprochen hohe
Anzahl von Sippen wurde die Festlandsnähe und der hohe Anteil an
anthropogenen Lebensräumen diskutiert. Drei Arten sind neu für
die Flora Griechenlands in den von Med-Checklist (GREUTER et al. 1984-1989)
gegebenen Grenzen: Marsilea aegyptiaca, Coronilla repanda, Nigella arvensis
subsp. brevifolia. Marsilea aegyptiaca stellt darüber hinaus einen
für Europa bemerkenswerten Fund dar. Das äußerst disjunkt
verbreitete Farngewächs wurde hier bisher nur am südwestlichen
(Spanien) und östlichen Rand (Moldawien; Wolgadelta) gefunden.
Nigella arvensis subsp. brevifolia ist eine südägäische
Art, die bisher nur von Kreta und Rhodos bekannt war. Auf Elafonisos
trifft diese Sippe auf die peloponnesische subsp. aristata. Im Anschluss
an die Diplomarbeit wurden zwei Arten anhand von Material aus Elafonisos
neu beschrieben: Saponaria jagelii und Silene sedoides subsp. elafonisiaca
Ein für die Flora von Elafonisos aufgestelltes Lebensformenspektrum
weist auf die ausgesprochene Trockenheit des Untersuchungsgebietes hin.
Der hohe Anteil von Therophyten (60%) wurde zusätzlich mit dem
beträchtlichen synanthropen Anteil der Flora von etwa 39% begründet.
Die Zugehörigkeit von Elafonisos zu einer der pflanzengeographischen
Regionen nach RECHINGER (1950) wurde anhand der aufgestellten Inselflora
diskutiert. Elafonisos kann auf keine lange Isolation vom Festland zurückblicken,
liegt auch heute nur 600 m vor dem peloponnesischen Festland und war
noch in historischer Zeit eine Landzunge des Peloponnes. Aufgrund des
für das peloponnesische Festland charakteristischen Artenbestandes,
der sieben für den Peloponnes endemischen Sippen sowie fehlender
inseleigener Endemiten wurde Elafonisos keine floristische Eigenständigkeit
zugestanden. Die Insel wurde daher zur Westägäis gestellt,
wie dies bereits RECHINGER (1950) bewertete. Das Auftreten der auf dem
Festland des Peloponnes bisher nicht bekannten, pflanzengeographisch
aussagekräftigen Sippen Centaurea pumilio und Nigella arvensis
subsp. brevifolia können alleine nicht die Zuordnung zur Südägäis
rechtfertigen.
Die Vegetation von
drei für Elafonisos typischen Lebensräumen wurde unter Anwendung
vegetationskundlicher Methoden untersucht. Der Hauptvegeationstyp der
Insel stellt Phrygana dar, lediglich einige Übergänge zur
Macchie sind zu bemerken. Nach physiognomischen und Dominanz-Kriterien
wurden zwei Haupttypen, die Genista-Phrygana und eine brandbedingte
Sarcopoterium-Coridothymus-Phrygana, unterschieden. Pflanzensoziologisch
wurden die Phrygana-Bestände der Klasse der Cisto-Micromerietea
zugeordnet. Einige Bestände zeigen Übergänge zu Oleo-Ceratonion-Gesellschaften.
Die pflanzensoziologischen Aufnahmen zeigen eine Salvia pomifera-Euphorbia
dendroides-Variante, die in Bereichen mit höherer Luftfeuchtigkeit
auftritt. Küstennahe Phrygana-Bestände auf sandigen Böden
sind durch Juniperus oxycedrus subsp. macrocarpa und Anthyllis hermanniae
gekennzeichnet. In Phrygana-Beständen auf brachliegendem oder brandbeeinflußtem
Kulturland tritt typischerweise Lavandula stoechas als Variante der
Sarcopoterium-Coridothymus-Phrygana auf. Sarcopoterium spinosum, Brachypodium
retusum und Satureja thymbra kennzeichnen eine meist offene, niedrige
Phrygana mit mehreren hierfür typischen Geo-und Therophyten.
Die Zonierung der Küstenvegetation wurde am Beispiel der Dünengebiete
im Nordwesten sowie eines Felsküstenbereichs im Osten der Insel
durch Linientransekte dokumentiert. Im Sandküstenbereich wächst
die Spülsaumgesellschaft des Salsolo-Cakiletum aegyptiacae. Die
Weißdünen-Gesellschaften wurden dem Ammophiletum arenariae
zugeordnet, welche gebietsweise Centaurea pumilio als Differentialart
aufweist. Die für Elafonisos charakteristischen Dünenwälder
aus Juniperus oxycedrus subsp. macrocarpa wurden durch Vegetationsaufnahmen
belegt.
Die Vegetation der Felsküsten wurde der Klasse der Crithmo-Limonietea
zugeordnet, Bestände mit Limonium virgatum und Cichorium spinosum
entsprechen dem von GEHU et al. 1984 für Cypern beschriebenen Limonio
virgati-Cichorietum spinosi. Die Chasmophytengesellschaften vertikaler
Felswände wurde durch pflanzensoziologische Aufnahmen dokumentiert.
Hier konnte eine Variante beobachtet werden, die durch das Auftreten
von küstennah verbreiteten Sippen gekennzeichnet ist. Die Vegetation
eines im Westen liegenden saisonalen Tümpels wurde beschrieben
und der Klasse der Isoëto-Nanojuncetea zugeordnet. Dieses Gebiet
ist durch das Auftreten mehrerer in der Ägäis und Griechenland
seltener Arten charakterisiert: Marsilea aegyptiaca, Lythrum borystenicum,
Ranunculus saniculifolius, Isoëtes histrix.
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